Untersuchungen zur Akzeptanz digitaler Medien im Unterricht
In diesem Projekt wurden hauptsächlich zwei Fragestellungen bearbeitet:
Woran scheitert der spontane Einsatz des Computers im Unterricht häufig?
Zwar sind die Schulen in Deutschland heute dank staatlicher und privater Förderungen weitgehend vernetzt, aber die Situation an den Schulen ist im Durchschnitt noch nicht ausreichend, um den multimedialen Unterricht einfach und problemlos in den Schulalltag einbinden zu können. Häufig gibt es noch Widerstände im Kollegium gegen den Einsatz neuer Medien, obgleich diese ja nun lange nicht mehr so neu sind.
Auch technische Schwierigkeiten wegen der mangelhaften Ausrüstung der Schulen sind nicht selten. Dazu kommen fehlende Erfahrungen und Unsicherheiten im Umgang mit dem Computer und, vor allem, die Ablehnung zusätzlichen zeitlichen Aufwands. In vielen Schulen sind vorhandene Computer immer noch verbannt in den "Informatikraum", der vom Informatiklehrer als seine Ressource verteidigt wird. Unter diesen Umständen muss der Unterricht mit dem Computer eigens abgesprochen werden, der Raum muss frei sein, der Schlüssel besorgt werden, die räumlichen Gegebenheiten müssen bekannt sein (Beispiel: wo befindet sich der Sicherungskasten?) und die Computer müssen kollegenfreundlich eingerichtet und vernetzt sein, damit der Plan nicht schon beim ersten Versuch scheitert.
Auf Seiten der Schüler ist die Meinung über den Einsatz von Computer und Internet in den Schulunterricht eindeutig positiv. Nahezu alle Schüler wünschen sich einen häufigeren Einsatz der neuen Medien in den verschiedenen Fächern und einen freien Zugang zu Computern auch außerhalb der Unterrichtszeiten (Umfragen).
Unsere Erfahrungen mit Schülerinnen und Schülern bezüglich eingesetzter online-Medien und computerunterstütztem Unterricht sind durchweg positiv. Engagierte Lehrer werden unterstützt und Schüler entwickeln mit viel Spaß eigene Ideen. Dabei kommt der klassische Unterricht durchaus nicht zu kurz. Auch die viel gefürchtete "Vereinsamung am Bildschirm" ist nur ein Schreckenszenario der Ängstlichen. Es gibt längst Konzepte für den computergestützten Unterricht, die außer dem eigenständigen Lernen und der Medienkompetenz auch die soziale Kompetenz des Schülers oder der Schülerin fördern. Solche Konzepte entwickeln wir für die verschiedensten Situationen des Biologieunterrichts.
Neue Lehrer- und Schülerrollen:
Durch die Anwendung von Computermedien im Unterricht entstehen neue Rollen für Lehrer und Schüler. Die Lehrperson hat bei der gemeinsamen Arbeit am oder mit Computern im Unterricht nicht die traditionelle Rolle des Wissensvermittlers, sondern wird zum Moderator. Das hat auch zur Folge, dass der Lehrende nicht mehr sichtbar im Mittelpunkt steht. Trotzdem muss er aber die Fäden des Ablaufs in der Hand behalten und einen Weg finden, die Leistungen des einzelnen Schülers bei seiner Arbeit in der Gruppe in den einzelnen Phasen beurteilen zu können. Die Rolle des Schülers ändert sich ebenfalls, und zwar vom beschulten Objekt (Lehrobjekt) zum Lernsubjekt. Das bedeutet, dass der Schüler seine Lernart selbst bestimmt und seinen Lernfortschritt im Rahmen des Projekts individuell gestaltet.
Publiziert z. B. im Buch „Computer, Internet & Co. im Biologieunterricht“, Bickel, S. ed., Cornelsen Scriptor 2003.